LORELEY Im Gespräch mit Willi Pusch, Vorsitzender der Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn e.V., und Mike Weiland, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, betont der Bundestagsabgeordnete Detlev Pilger (SPD) erneut die Dringlichkeit zur Beauftragung einer Machbarkeitsstudie für die Ausweichstrecke „Korridor Mittelrhein von Troisdorf bis Mainz-Bischofsheim“, die im potenziellen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 vorhanden ist. Pilger zeigt sich irritiert darüber, dass das von Andreas Scheuer (CSU) geführte Bundesverkehrsministerium die Studie trotz mehrfacher Ankündigungen noch immer nicht beauftragt hat.
Willi Pusch, Mike Weiland und Detlev Pilger sehen ein großes Problem in der fehlenden Ausweichstrecke, da nicht nur Lärm und Erschütterungen unerträglich seien, sondern auch Unfälle mit Gefahrgütern drohten, wie zuletzt u.a. am 6. Februar 2019: Spraydosen aus drei Güterwaggons waren bei dem Brand in Unkel/RLP explodiert, mehrere Anwohner mussten evakuiert werden. „Wir müssen den Menschen an der Strecke nun endlich ein Signal senden, dass wir das Problem anpacken. Die Machbarkeitsstudie für die Ausweichstrecke wäre ein erster Schritt und ist längst überfällig“, so Pilger.
Willi Pusch berichtet, dass schon heute mehr als 500 Güterzüge pro Tag mit einer Länge von mehr als 600 m auf der Hauptgüterstrecke von Amsterdam nach Genua verkehren. Auf dem mehr als 160 Jahre alten, sehr engen und kurvenreichen Schienen-Korridor Mittelrhein rollen große Frachtmengen mitten durch Wohngebiete, nur wenige Meter an den Häusern vorbei. Trotz des Staatsvertrages von Lugano von 1996 zwischen Italien, Schweiz, Deutschland und den Niederlanden ist Deutschland seinen Verpflichtungen, den Engpass Mittelrhein zu beseitigen, bisher nicht nachgekommen und blockiert damit auch die Wirtschaft.
Um die permanent drohende Unfallgefahr mit Gefahrguttransporten durch das Mittelrheintal zu reduzieren, fordern sie gemeinsam eine deutliche Geschwindigkeitsreduzierung für diese Transporte. Auch Verstöße sollen besser geahndet werden, findet Willi Pusch: „Es gibt mittlerweile genügend Bahnlärmmesspunkte für eine umfassende Schienenlärmbetrachtung.
Die schwarzen Schafe der Branche können und müssen festgestellt und zur Kasse gebeten werden.“ Und fährt fort: „Man kann von Glück reden, dass sich bisher nicht mehr und schwerere Unfälle ereignet haben.
Das Bundesverkehrsministerium und die Bahn riskieren hier fortwährend das Leben und die Gesundheit der Menschen an der Strecke. Warum mahlen die Mühlen der Behörden bei diesem Projekt besonders langsam?
Eine Aussage über die Hintergründe ist das Bundesverkehrsministerium bisher schuldig geblieben. Im Sinne der Transparenz staatlichen Handelns verlangen die Menschen klare Antworten, ob die Machbarkeitsstudie tatsächlich in Auftrag gegeben werden soll oder ob das Ministerium lediglich einen Zeitgewinn für sein Nichtstun erreichen will, da die Erstellung dieser Machbarkeitsstudie in absehbarer Zeit nicht gewünscht ist.“
„Herr Scheuer ist und bleibt ein Ankündigungsminister. Wir wollen die konkrete Beauftragung der Machbarkeitsstudie und zwar sofort. Wie lange sollen die Menschen im Mittelrheintal noch hingehalten werden?“, so Mike Weiland und fährt fort: „Läge das Projekt in Bayern, hätte der Bundesminister es in seiner Heimat schon lange auf den Weg gebracht.“
Aus Sicht des Abgeordneten Detlev Pilger brauchen zudem zahlreiche bereits beschlossene Lärmschutzmaßnahmen aufgrund langer Planungsverfahren viel zu lange in der Umsetzung und reichen meist nicht aus, um wirklich etwas zu bewirken. Nimmt man alle Versäumnisse zusammen, blicken die drei Gesprächspartner mit nur wenig Zuversicht in die Zukunft.
Sie sehen sich und die Anwohner im Mittelrheintal noch auf Generationen hinaus mit dem Lärm durch die über hundert Jahre alten Schienenstrecken konfrontiert.